Wazlau Areschka: ein Mann mit Rückgrat
- Salidarnast Belarus
- 1. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Der politische Gefangen und bekannte Gewerkschaftsaktivist beging im Januar dieses Jahres seinen 70. Geburtstag.

Es ist das dritte Mal, dass Wazlau Areschka seinen Geburtstag in Haft begeht. Areschka wurde wie viele andere Aktivist*innen der unabhängigen Gewerkschaftsbewegung in Belarus, am 19. April 2022 festgenommen. Neun Monate später wurde er nach drei Paragrafen des Strafgesetzbuches zu acht Jahren Freiheitsentzug unter verschärften Haftbedingungen verurteilt.
Aufrufe zu Handlungen, die eine Beschädigung der nationalen Sicherheit der Republik Belarus zum Ziel haben, Gründung einer extremistischen Gruppierung oder Beteiligung daran, und Anstachelung zu Feindschaft oder Zwist (Volksverhetzung), das waren die Anklagepunkte gegen Wazlau. Als extremistische Gruppierung betrachtet die Regierung in diesem Fall die unabhängige Gewerkschaft der Mitarbeiter*innen der Radio- und Elektronikindustrie (REP), deren Mitglied Areschka war.
Der politische Gefangene ist auch als belarussischer Kulturschaffender bekannt. Er war darüber hinaus als Journalist, Literat und im Bildungsbereich tätig
Wassil Sawadski, der 2020/21 Vorsitzender der Gewerkschaft REP war, ist der Ansicht, dass für seinen Kollegen stets die Interessen der Menschen und des Landes an erster Stelle standen:
„Wazlau ist ein aufrichtiger Mensch, der fest der Idee verhaftet war, dass seine Heimat aufblühen soll, dass der Staat sich einer kulturellen Idee folgend entwickelt, dass alle menschlichen Qualitäten sich entfalten können und sich jedem Menschen Möglichkeiten eröffnen. Er war nicht um eines wie auch immer gearteten materiellen Vorteils willen aktiv, weder für sich selbst noch für jemand anderen. Er hatte stets sein Heimatland und dessen Volk im Sinn. Solche Worte mögen vielleicht pathetisch und überhöht erscheinen, aber nicht, wenn es um Wazlau geht.
Während unserer Arbeit in der Gewerkschaft war er stets ruhig, ausgeglichen, nachdenklich, hatte zu jeder Frage seine eigene Meinung, wobei er keine Furcht hatte, sie entschlossen zu vertreten. Und seine Argumente waren immer begründet und tiefgreifend. Seine Tätigkeit gab Wazlau die Möglichkeit, mit vielen Menschen zu kommunizieren, die öffentliche Meinung zu erfassen, die ihn stets interessierte, und seine Ideen mit Gewerkschaftsaktivist*innen zu diskutieren.“
Salidarnasz konnte mit einer weiteren Person sprechen, die sich während der Untersuchungshaft mit Wazlau in derselben Zelle befand und sich über ihn nur in besten Tönen äußerte:
„Sehr kenntnisreich. Ließ den Kopf nie hängen. Las viel, trotz der schwachen Augen. Und er strahlte immer die Überzeugung aus, dass das Gute siegen wird.“
Areschka verbüßt jetzt seine Strafe in der Strafkolonie Nr. 22 in Iwazewitschy, die unter dem Namen „Wolfshöhlen“ bekannt ist. Wazlaus Kolleg*innen sind vor allem wegen seines Gesundheitszustands besorgt, der sich zunehmend verschlechtert.
Wassil Sawadski berichtet, dass sich Areschkas Probleme mit den Augen verschlimmert haben.
„Die Bedingungen, unter denen er sich jetzt befindet, begünstigen natürlich nicht eine Besserung der Situation“, sagt er gegenüber Salidarnasz. „Soweit ich weiß, hat er die Strafzelle und andere schlimme Dinge durchgemacht. Und soweit ich das beurteilen kann, waren einige dieser Strafen darauf zurückzuführen, dass er zum Beispiel einfach nicht lesen konnte, was von ihm verlangt wurde.
Das macht die ohnehin nicht einfache Situation eines Häftlings noch schwieriger. Umso mehr, als Wazlau neben den Augen noch andere Gesundheitsproblem, wie das für einen 70-jährigen normal ist. Ich hoffe aber, dass er das alles überwinden kann, weil er in seinem Innern ein starkes Rückgrat hat.“
Am 16. April findet im Rahmen der Kampagne „Gewerkschaftsaktivismus ist kein Extremismus!“ ein Aktionstag für Gewerkschaftsrechte und Demokratie in Belarus statt, auf dem die Freilassung belarussischer Gewerkschaftsführer*innen gefordert wird, die sich derzeit in Haft befinden.
Diese Kampagne wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Lage der Arbeiter*innenrechte in Belarus zu lenken. Im Land herrschen Polizeiterror, Folter und Hetze gegen jene, die mit dem diktatorischen Regime von Lukaschenka nicht einverstanden sind, auch gegen Gewerkschaftsaktivist*innen.
Die Kampagne fordert die Freilassung der Gewerkschaftler*innen und politischen Gefangenen, ein Ende der Repressionen gegen Gewerkschaftsaktivist*innen und eine Wiederherstellung der Garantien für eine legale Tätigkeit von unabhängigen Gewerkschaften.
Die Kampagne wird von dem Verein Salidarnast und dem Belarussischen Kongress demokratischer Gewerkschaften (BKDP) organisiert, die Gewerkschaftsaktivist*innen unterstützen. Die Kampagne findet aus Anlass des 16. April statt, des Jahrestags der Pogrome gegen Gewerkschaften, die das Lukaschenka-Regime 2022 veranstaltet hatte.
コメント